Handbuch der Religionen: 25 Jahre richtungweisend in der Religionsvermittlung
Am Ende des Jahres 2022 kann das „Handbuch der Religionen“ (HdR) auf ein Vierteljahrhundert seines Bestehens zurückblicken. Das inzwischen als „peer reviewed journal“ erscheinende fort- und weiterschreitende Werk ist das führende Periodikum für die Vermittlung der Strukturen, Prozesse, Determinanten und Wirklichkeiten der Religionenlandschaft in Deutschland und im deutschsprachigen Bereich (Österreich, Schweiz). Auf der Höhe der Forschungsergebnisse stehend, vermittelt das in Anspruch und Umfang einzigartige Informatorium fundiertes Wissen über das gesamte Themenspektrum der Religionstraditionen. Aus dem heutigen wissenschaftlichen Diskurs über Religionen im deutschsprachigen Bereich ist es schlechterdings kaum wegzudenken.
Herausgegeben wird das HdR vom Kölner Religions- und Bildungs-, Sozial- und Kulturhistoriker Prof. Dr. Michael Klöcker und dem Jenaer Religionswissenschaftler bzw. einstige Kölner Religionswissenschaftler und -pädagogen Udo Tworuschka. Ein aus derzeit 25 Facheditor*innen bestehendes Editorial Board sowie (bislang) mehrere Hundert Autor*innen sind die Garanten dafür, dass das HdR weiterhin das führende Organ für „Religionen in Deutschland und im deutschsprachigen Raum“ und ihre Vermittlung bleiben wird. In zurzeit 12 Bänden mit über 9400 Seiten bietet das „Handbuch der Religionen“:
- wissenschaftlich fundiertes Orientierungswissen über Geschichte, religiöse Kernaussagen und Autoritäten, Organisationen und Verbreitung, Glaubenspraxis sowie über das Verhältnis zum Staat und anderen Religionen
- gezielte Recherchemöglichkeiten nach Themenbereichen
- Informationen zu neuen Entwicklungen, ständig aktualisierten Neuerscheinungen und Kontaktadressen
Das HdR hat sich als unverzichtbar erwiesen für Religionswissenschaftler*innen, Theolog*innen, Soziolog*innen, Psycholog*innen, Lehrer*innen verschiedener Fächer, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen, in der Erwachsenenbildung Tätige. Seine praktische Nützlichkeit hat das HdR immer wieder bei Behörden und Beratungsstellen im Sozial- und Gesundheitswesen, Medien-Redaktionen und Bibliotheken unter Beweis gestellt.
Dass das HdR über die Vermittlung von Grundlageinformationen hinaus am „Puls der Zeit“ ist, demonstrieren so unterschiedliche Artikel wie etwa über sexuellen Missbrauch in Religionsgemeinschaften (zunächst Katholizismus), islamische Kindertageseinrichtungen bzw. Beiträge zur Frage, wie es um die Versorgung pflegebedürftiger Muslim*innen in Pflegeheimen bestellt ist. Das HdR zeichnet Entwicklungen im interreligiösen Lernen nach, stellt Bibelmuseen sowie Orte und Institutionen interreligiöser Begegnung vor, erschließt in grundlegenden Artikeln Probleme der Gefängnisseelsorge, durchleuchtet kritisch die heidnisch-germanische Szene, enthält grundlegende Beiträge über Antisemitismus, widmet sich der religiösen Problematik im Bereich der Migration.
Über den Autor
Prof. Dr. Udo Tworuschka (geb. 1949) ist vergleichender Religionswissenschaftler, dessen akademisches Leben zweigeteilt war: 20 Jahre lang arbeitete er in Köln im religionspädagogischen Bereich, die anderen zwei Jahrzehnte war er Inhaber des Lehrstuhls für Religionswissenschaft an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Tworuschka zählt zu den Pionieren des interreligiösen Lernens und zu den Vordenkern der „Praktischen Religionswissenschaft“, deren Begriff er geprägt hat. Tworuschka versteht Religionswissenschaft nicht – wie es heute im deutschen Sprachraum die Regel ist – als Kulturwissenschaft in einem engen Sinn, sondern als „Wahrnehmungswissenschaft“. Tworuschkas am Menschen orientierte, kontextuelle Religionsphänomenologie interessiert sich dafür, inwieweit Religionen den Alltag beeinflussen. Diese neue Form von Religionsphänomenologie untersucht, wie religiöse Traditionen die elementaren Vollzüge und Bereiche des menschlichen Lebens prägen: Sexualität, Gesundheit, Lehren und Lernen, Lebensphasen, Leben in der Familie, Essen und Trinken, Kleidung, Arbeit und Freizeit, Wohnverhältnisse, Gestik, Bewegungsweisen, die Einstellung zu Zeit und Raum, zu den Gefühlen, Bedürfnissen und Wahrnehmungen. Gemeinsam mit seiner Frau Monika Tworuschka wurde ihm 2002 der italienische Friedenspreis „Premio Satyagraha“ verliehen. Das Ehepaar Tworuschka erhielt für seine Verdienste um die interreligiöse Verständigung am 3. November 2018 in Köln den Engel-der-Kulturen-Preis 2018 verliehen. Udo Tworuschka ist Ehrenvorsitzender von INTR.A (Interreligiöse Arbeitsstelle).