Zum Buch
Jürgen Schubert ist Sohn eines russischen Besatzersoldaten und einer deutschen Frau. Als ihr deutscher Ehemann aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, verleugnet sie ihre Liebesbeziehung und behauptet, sie sei Opfer einer Vergewaltigung. Für Jürgen Schubert beginnt eine qualvolle Zeit. Als „nicht gewolltes“ Kind wird er verstoßen und im Alter von drei Jahren, trotz geistiger und körperlicher Gesundheit, psychiatrisiert. Aus eigener Kraft gelingt es ihm im Alter von siebzehn Jahren, die Mauern der Psychiatrie hinter sich zu lassen.
Neben der Erzählung Jürgen Schuberts wird seine Lebensgeschichte durch etliche Dokumente, psychosoziale Beiträge und ein aktuelles Interview auf eindrucksvolle Weise wiedergegeben.
Dieses Buch von dem „Besatzungskind“ Jürgen Schubert (Jahrgang 1946) löst in mir tiefe Gefühle aus. Es drückt in einer nüchternen Sprache die starke Sehnsucht nach der eigenen Mutter aus, die den Autor dieses Buches nach der Entbindung „in Stich gelassen“ hat. Wir lesen ein zeitloses Dokument, das die Probleme der kindlichen Entwicklung bei Heimunterbringung nachempfinden läßt. Die psychologisch interessante Fragestellung wird aufgeworfen: Wie schafft es ein junger Mensch, gegen so viel Widerstand zu überleben und zu einer eigenen Sprache zu finden?
Dr. Doris Jansen
Psychotherapeutin in Aachen