Peter Fenwick, Die Kunst zu sterben: Wohin geht die Seele nach dem Tod des Körpers?
Eine der wichtigsten Fragen der Menschheit lautet: Was geschieht nach dem Tod? Gibt es ein Weiterleben der Seele? Wenn ja, in welcher Form geschieht dies? Da wir nach dem Tod nicht mehr mit den Gestorbenen kommunizieren können, bleibt uns nichts weiter übrig, als auf die Berichte von Menschen, die eine vorübergehende Todeserfahrung beziehungsweise einen Nahtod erlebt haben, zurückzugreifen. Autor Peter Fenwick („Die Kunst des Sterbens“) beschäftigt sich seit Jahrzehnten ausführlich mit diesem Themenkomplex.
August 2021. Verschiedene Studien lassen darauf schließen, dass es mehr gibt als das große Nichts, wenn der Mensch entschlafen ist. Es ist durchaus möglich, dass ein Teil von ihm, eben jene Seele, weiterlebt. Immer wieder hört man von Menschen mit Herzstillstand, die erfolgreich reanimiert wurden. Einige von ihnen haben beeindruckende Erlebnisse gehabt: So verließen sie ihren Körper und schwebten zur Zimmerdecke. Von hier aus konnten sie ihren Körper und die gesamte Reanimation unter ihnen genauestens verfolgen. Als der ärztliche Eingriff erfolgreich war, wurden sie quasi mit einem Ruck wieder in ihren Körper gezogen und der irdischen Existenz zurückgegeben. Nach ihren Erlebnissen befragt, konnten sie sehr präzise von den Vorgängen im OP-Saal sowie von ihren Empfindungen berichten.
Wer jetzt skeptisch ist, ob dies der Wahrheit entspricht, sei auf diejenigen Personen verwiesen, die nur behaupten, sie hätten so einen Austritt aus dem Körper (Out-Of-Body) selbst erlebt. Sie verwickelten sich auf Befragung hin in Widersprüche beziehungsweise konnten sie etliche Details der Reanimation und der angeblichen Ereignisse nicht klar benennen. Sie hatten daher aller Wahrscheinlichkeit nach kein solches Erlebnis.
Nahtod-Erlebnisse und Lebensende-Visionen
Auffällig ist auch, dass alle Menschen mit einer echten Nahtod-Erfahrung fast identische Erlebnisse schildern. Zudem trafen sie meist Verstorbene, mit denen sie im Leben eine enge Verbindung hatten, zum Beispiel Familienmitglieder. Diese schickten die Seelen dann zurück, wenn ihre Zeit noch nicht gekommen war. Im Übrigen sind auch zahlreiche Lebensende-Visionen bekannt, in denen Sterbende ihren verstorbenen Angehörigen begegnen, die sie im Sterbeprozess liebevoll begleiten.
Der Unterschied in den beiden Erlebnissen ist ebenfalls klar erkennbar: Menschen am Lebensende berichten kaum davon, dass sie ihren Körper verlassen oder einen Tunnel gesehen hätten. Vermutlich haben einige von ihnen ein Out-Of-Body-Erlebnis gehabt und sie können auch leicht zwischen den Bereichen wechseln. Aber es sind eher Gefühle, keine echten Reisen. Dagegen haben Personen mit Nahtod-Erfahrungen ein Hin und Zurück erlebt, für Sterbende geht die Reise jedoch nur in eine Richtung.
Ein ungewöhnliches Experiment
Um solch einen Nahtod noch besser erfassen zu können, plant Dr. Sam Parnia ein einmaliges Experiment: Eine Studie an etwa 40 Krankenhäusern soll belegen, ob solch ein Erlebnis wie eine vorübergehende Todeserfahrung dieser Art tatsächlich möglich ist. Von den jährlich rund 200 Herzstillstandpatienten eines Krankenhauses werden durchschnittlich circa 50 gerettet. Davon geben zehn Prozent, also etwa fünf Personen, ein solches Seelen-Ereignis an. Das Ganze wird wissenschaftlich begleitet. Interessanterweise werden dabei Bildtafeln im Raum so angebracht, dass die Bilder nur von Personen oder in diesem Fall von Seelen gesehen werden können, die hoch oben im Raum schweben. Auf dem Boden stehende Menschen können nichts erkennen.
Es fragt sich allerdings, ob die Seelen mit dem Beobachten dessen, was auf dem OP-Tisch vor sich geht, so sehr in Anspruch genommen sind, dass sie die Bildtafeln ignorieren und sich später nicht mehr an diese erinnern. In diesem Fall ist das Experiment gescheitert und es muss wieder auf die eigentlichen Berichte der Menschen zurückgegriffen werden. Sollte es jedoch klappen, liefert diese Studie einen unumstößlichen Beweis dafür, dass die Seele tatsächlich den Körper verlässt, wenn dieser stirbt.
Wo gehen wir hin?
Was die Seele wirklich erlebt, wenn der Körper sein natürliches Ende gefunden hat, lässt sich für Fenwick und seine Mitstreiter aufgrund der Berichte über Erlebnisse im Nahtod besser erfahren als bei Patienten, die tatsächlich auf ihre letzte Reise gehen. Diese Berichte sind sehr präzise, was sich von den Lebensende-Visionen oft nicht sagen lässt. Ob Tunnel, Verwandte und andere Details, offenbar müssen das Sterben und der Tod in eine Art Kontinuum mit Licht und Liebe eingeordnet werden. Die transzendentale Wirklichkeit, in die der Mensch eingeht, scheint immer dieselbe zu sein, unabhängig davon, welchen Weg die Seele nimmt.
Über den Autor
Als Neuropsychiater und Nahtodforscher bringt Peter Fenwick alle Voraussetzungen mit, um nach jahrzehntelanger Erfahrung ein äußerst aufschlussreiches Buch zu schreiben. In „Die Kunst des Sterbens“ liefert er genaue Beschreibungen, darunter auch zur vorübergehenden Todeserfahrung und der Frage, was mit der menschlichen Seele passiert, wenn sie den toten Körper verlässt.