Die 59. Ergänzungslieferung des HdR präsentiert wiederum ein breites Spektrum von Unwissen und Vorurteilen sowie neuem Wissen über die Religionstraditionen, angefangen mit deren Verhältnis zur natürlichen/kreatürlichen Umwelt.
Die Würde der Tiere und mit ihnen der gesamten natürlichen Umwelt wahrzunehmen: Dieses zentrale Anliegen der heutigen „Theologischen Zoologie“ in Abkehr von einer „Anthropologie mit dem Rücken zum Tier“ entfaltet der katholische Theologe und Zoologe Dr. Rainer Hagencord (Mitgründer des 2009 gegründeten Münsteraner „Institut für Theologische Zoologie“).
Unser Editor für Orthodoxe Kirchen, Prof. Dr. Martin Illert (Referent für Orthodoxie, allgemeine Ökumene und Stipendien, EKD), beschreibt perspektivenreich die Gottesdienstordnung der östlich-orthodoxen Kirche.
Oft wird der christlich orientierte Kardezismus (begründet von Allen Kardec) als die bedeutendste spiritistisch-spirituelle Religionsgemeinschaft der Neuzeit betrachtet: Ullrich Kleinhempel (evangelischer Schulpfarrer und Religionswissenschaftler) und Inga Scharf da Silva M.A. (Institut für Europäische Ethnologie, Berliner Humboldt-Universität) reflektieren geistesgeschichtliche Hintergründe, Gründung, Entwicklung (vor allem in Frankreich und Brasilien), Lehre und Praxis, Rezeption im deutschsprachigen Raum.
Die weltweite Wiederbelebung des Kriya-Yoga (Kriya: Handlung, Tat) durch SatGurunath wie auch anderer Richtungen des Yoga und von Selbstheilungstechniken schildert Dr. Monika Nawrot (Dozentin für Religionswissenschaften an der Frankfurter Goethe-Universität).
Erstmalig hat Dr. Annegret Reese-Schnitker (Professorin für katholische Religionspädagogik an der Universität Kassel) religionspädagogisch in einer qualitativ-empirischen Interviewstudie untersucht, welche Rolle Religion und Religiosität bei Singlefrauen um die 40 Jahre spielen. Sie stellt Ansatz und Ergebnisse ihrer Studie vor. Dabei zeigen sich deutlich typische Merkmale, starke Selbstbesinnung und Offenheiten, auch ein gestörtes Verhältnis gegenüber institutionalisierter Religion.
Die Arbeitsfelder (u.a. Krankenhäuser, Notfälle, Telefonseelsorge) und Richtungen der „islamischen Seelsorge“, die sich in zahlreichen Bereichen des deutschsprachigen Raumes in jüngster Zeit etabliert, entfaltet Wolfram Reiss (Professor für Religionswissenschaft, Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien, Institut für Systematische Theologie und Religionswissenschaft). Dominierend: die normativ-direkte Seelsorge, beachtlicher Neuansatz: non-direktive psychologisch-psychotherapeutische Konzepte.
Dr. Stefan Schröder (Akademischer Rat der Facheinheit Religionswissenschaft, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Universität Bayreuth) widmet sich den „freigeistigen“ Organisationen in Deutschland seit den späten 1980er-Jahren (mit ihrer Freidenker-Tradition und Konjunktur des Humanismus-Begriffes), diagnostiziert dabei strategische Unterschiede zwischen Konzentration auf Sozialpraxis beziehungsweise weltanschauliche Arbeit jenseits einer einheitlichen Bewegung.