Schwerpunkte der 65. Ergänzungslieferung des „Handbuch der Religionen“ bilden Analysen zum gegenwärtigen Islam in Deutschland und Österreich:
Genese, Organisation und die breit entfalteten Aktivitäten der „Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion“ (Abkürzung des türkischen Begriffs: DITIB) mit Hauptsitz in Köln werden von der Islamwissenschaftlerin, Ass. Prof. Dr. Aysun Yaşar (Department for Islamic History, Faculty for Islamic Sciences, Yenişehir/Mersin, Turkey), Gründungsmitglied der Initiative Islamische Theologie und ausgewiesen durch ihre Promotion über DITIB, offengelegt. Ihr Exkurs über den Halal-Markt verdient besondere Aufmerksamkeit. Die teils problematische Verflechtung von DITIB mit dem von der türkischen Staatsführung kontrollierten Diyanet (Abkürzung für „Präsidium für religiöse Angelegenheiten“) wird dabei kritisch hervorgehoben. Yaşar plädiert u.a. für eine Anstellung der in Deutschland ausgebildeten Imame durch die muslimischen Gemeinden.
Am Beispiel der islamisch-theologischen Studien an der Universität Wien erhellt Ednan Aslan (Prof. für Islamische Religionspädagogik am Institut für Islamisch-theologische Studien der Universität Wien, bis 2019 Leiter dieser Studien) die theologischen und strukturellen Hauptprobleme bei der Akademisierung der islamischen Theologie.
Ein deutsches Islamgesetz nach dem Modell Österreich? Der Rechtswissenschaftler Stefan Muckel (Professor für Öffentliches Recht und Religionsrecht an der Universität zu Köln) argumentiert dagegen: Das österreichische Islamgesetz von 2015 widerspricht den deutschen Regelungen zu Körperschaften des öffentlichen Rechts, zum Grundsatz der religiös-rechtlichen Parität, zur grundgesetzlich verankerten religiös-weltanschaulichen Neutralität.
Einen prägnanten Überblick über den Buddhismus in Deutschland bietet unser HdR-Editor Prof. Dr. Martin Rötting, Assoz.-Professor für Religious Studies an der Universität Salzburg, in dem nach einer allgemeinen Einführung detailliert Entwicklungen und Institutionalisierungen vorgestellt werden.
Wenn Dr. Monika Nawrot (ausgewiesen durch ihre Studien zum Phänomen des Heiligen in japanischen Religionen) die vom positiven Denken geprägte, von Japan ausgehende religiöse Organisation Seichō-No-Ie („Haus des Wachstums“) untersucht, dann geht sie differenziert auf deren Gründer
Masaharu Taniguchi, die Entstehung und Lehre, den Lebensstil im Einklang mit der Natur, den Freundeskreis und die Zeitschrift, insgesamt auf die religiöse Praxis ein.
Dr. Christine Bischoff, Wiss. Mitarbeiterin am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Universität zu Kiel, analysiert Religionswechsel/„Konversion(en)“ als ein komplexes Bündel diskursiver und kommunikativer Prozesse.