Unsere 68. Ergänzungslieferung bietet sechs Beiträge, von denen das Thema des ersten lange auf unserer Wunschliste stand und nun von der Postdoc Forscherin (DFG-Projekt: Sakralität im Wandel: Religiöse Bauten im Stadtraum des 21. Jahrhunderts in Deutschland) am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum, Dr. Kim de Wildt, bearbeitet wird: „Räume der Stille“. De Wildt ist als HdR-Autorin bereits mit einem Beitrag über „Kirchenraumnutzung“ hervorgetreten. Unter einem „Raum der Stille“ versteht man eine sakrale Raumform, die sich u.a. in Flughäfen, Krankenhäusern, Einkaufszentren, usw. findet und die dem monoreligiösen, interreligiösen bzw. multireligiösen Bereich zugeordnet werden kann. Manche Räume lassen sich nicht dieser Dreiteilung zuordnen, sind eher als leerer und neutraler Raum oder „Freiraum“ zu charakterisieren. „Obwohl meistens konzeptionell gedacht als toleranzfördernder Begegnungsraum zwischen Menschen unterschiedlicher Glaubenstraditionen und (nichtreligiöser) Weltanschauungen, geht die konkrete Nutzung von Räumen der Stille oftmals mit Konflikten zwischen unterschiedlichen Nutzergruppen einher“ (de Wildt).
Von Christian Polke, Professor für Systematische Theologie (Lehrstuhl für Ethik), Universität Göttingen, stellen wir den umfangreichen Aufsatz über „Politische Ethik im Kontext der Weltreligionen“ vor. Polke diskutiert zentrale Elemente der politischen Ethiken der chinesischen Religionen, des Buddhismus, Hinduismus, Islam, Judentums und Christentums.
Der emeritierte Nürnberger evangelische Theologe und Religionspädagoge Johannes Lähnemann umreißt die Geschichte von „Religions for Peace“ anhand ihrer Weltversammlungen. Diese bei den Vereinten Nationen akkreditierte Non Governmental Organisation (NGO) ist eine weltweite Bewegung mit Gruppen und Mitgliedern aus allen Religionsgemeinschaften in über 100 Ländern. Lähnemann legt den Fokus auf die 10. Weltversammlung in Lindau am Bodensee (2019).
Uwe Grelak, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochschulforschung an der Universität Halle-Wittenberg, und dessen Direktor, der Sozialwissenschaftler und Zeithistoriker Prof. Dr. Peer Pasternack, ebenfalls beide HdR-Autoren, legen eine empirisch gesättigte Darstellung über „Das konfessionell gebundene Bildungswesen in der DDR“ vor, das neben dem einheitlichen sozialistischen Bildungssystem existierte. Dabei waren die Bildungsstufen so „ausdifferenziert, dass eine individuelle Bildungsbiografie nahezu komplett in konfessionellen Einrichtungen beziehungsweise im ergänzenden Kontakt mit solchen absolviert werden konnte.“
Dr. Patrick Felix Krüger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Südasiatische Religionsgeschichte & Jainismus-Studien am Käte Hamburger Kolleg „Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa“ an der Ruhr-Universität Bochum, präsentiert einen grundlegenden Artikel über die dritte, neben den Religionstraditionen Buddhismus und Hinduismus im alten Indien entstandene, bis heute existierende „indische Erlösungsreligion“ des Jainismus bzw. Jinismus. Seit dem 20. Jahrhundert beginnt sie sich auch im Westen zu verbreiten.
Raphael Schlehahn, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Katholische Theologie an der Universität Kassel, präsentiert einen Beitrag zum interreligiösen Lernen im Bereich der (theologisch) sogenannten abrahamitischen Religionen: „Essen als Zeichen religiöser Identität in den drei monotheistischen Religionen – Potenziale und Grenzen interreligiösen Lernens“. Gelernt werden soll dabei an Differenzen und Gemeinsamkeiten, durch Perspektivenwechsel und Reflexionsprozesse, welche auf die religiöse Identität der Lernenden einwirken.