Die 69. Ergänzungslieferung des „Handbuch der Religionen“ enthält sechs Beiträge, von denen zwei aus dem Bereich des römischen Katholizismus stammen. Unsere HdR-Autorin Univ.-Ass.in Mag.aDr.in Nicole Maria Bauer legt einen Beitrag über „Die Popularisierung von katholischen Exorzismus-Praktiken in der Gegenwartsgesellschaft“ vor, der das gegenwärtige Exorzismus-Angebot der katholischen Kirche und deren Popularisierungsstrategien diskutiert. Ihre These: „Die katholische Kirche greift das gegenwärtige Interesse an Dämonen, Besessenheit und Exorzismus auf und reinszeniert und transformiert christliche Glaubensvorstellungen und Praktiken. Christliche Narrative werden dabei mit wissenschaftlichen Ansätzen verknüpft und über (neue) Medien und Publikationen verbreitet.“
Die Professorin in Neuerer und Neuester Geschichte, Expertin für Jugend- und Generationengeschichte im 20. Jahrhundert, Kriegskindheiten und deren Folgen, Barbara Stambolis, beschäftigt sich nach ihrem HdR-Beitrag über „Jüdische Jugendbewegungen“ in der vorliegenden EL mit „Katholischer Jugendbewegung“. Sie verfolgt deren „Aufbruch“ um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, zeichnet Erneuerungsimpulse in der Weimarer Zeit nach, analysiert die Jahre der NS-Herrschaft und nach 1945 bis zur „Auflösung des katholischen Milieus“.
Benjamin Heimann, Doktorand am Seminar für Allgemeine Religionswissenschaft der Universität Münster, schreibt über die etwas in Vergessenheit geratene „Hare Krishna Bewegung – Die Gaudiya Matha Mission und Mönchsorden“. „Die ISKCON (= International Society for Krishna Consciousness) geht auf diesen Orden zurück und ist die heutzutage bekannteste weltweit missionierende Institution innerhalb dieser Bewegung. Andere Zweige des ursprünglichen Ordens folgten, sodass aktuell eine Vielzahl von Missionen unter dem Oberbegriff Hare Krishna Bewegung international aktiv ist.“
Der vielfältigen Organisationen und Gruppen des „Buddhismus in Österreich“ (Theravada, Mahayana, Vajrayana, trans-traditionelle und nicht-traditionelle Gruppen, ethnisch-kulturell asiatische Gruppen, nationale Besonderheiten) beschreibt differenziert Mag. Kurt Krammer, Leiter des Instituts zum Studium von Buddhismus und Dialog der Religionen, Salzburg, Österreich.
Einen Blick auf feministisch geprägte islamische Gegenwartskunst wirft Paula Rinne, M.A.: Die Autorin hat Religionswissenschaft, Kultur- und Sozialanthropologie, Europäische Ethnologie und Genderstudies, sowie Iranistik und Indologie in Marburg studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf kulturellen und sakralen Körpern, islamischer Architektur, Ornamentik und Kunst und religiöser Alltagspraxis in Iran.
Einen theologischen Beitrag zur Migrationsethik legt Prof. Dr. Arnulf von Scheliha vor, der das Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften an der Universität Münster leitet. Der Autor beleuchtet die biblischen Grundlagen christlicher Migrationsethik, wirft einen Blick auf Traditionen der Gastfreundschaft in ausgewählten Religionen (Hinduismus, Judentum, Islam), beleuchtet die historische und gegenwärtige philosophische Diskussion migrationsethischer Fragen, setzt sich mit migrationsethischen Diskussionen im deutschen Protestantismus des 20. und 21. Jahrhunderts auseinander.
Dr. Jürgen Micksch berichtet über die seit 2001 bestehende Institution des „Abrahamischen Forums“, an dem Vertretungen aus Judentum, Christentum und Islam mit Persönlichkeiten aus der Wissenschaft und aus Stiftungen zusammenarbeiten, 2006 erweitert um den Geistigen Rat der Bahai. Im Mittelpunkt stehen Bemühungen, Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus zu überwinden. Außerdem werden Stellungnahmen zu kontroversen Themen erarbeitet.