Die 70. Ergänzungslieferung des „Handbuch der Religionen“ enthält fünf Beiträge, die aus den Bereichen Religionsrecht, Ethik, heilige Orte und Wallfahrtswesen, Religion und Kunst sowie Religion und Sprache stammen.
Der am Lehrstuhl für Rechtsgeschichte und Kirchenrecht der Universität Freiburg (Schweiz) als Titularprofessor tätige Lehrbeauftragte Christoph Winzeler stellt in seinem Beitrag „Staatliches Religionsrecht (Religionsverfassungsrecht) der Schweiz“ die Thematik unter zwei Gesichtspunkten dar: Auf der einen Seite setzt das staats- und völkerrechtlich garantierte Grundrecht auf Religionsfreiheit den „Rahmen für Sein und Wirken der Religionen“, anderseits regeln die schweizerischen Kantone durch Verfassung oder Gesetz „das institutionelle Verhältnis des Staats zu den Religionen und Religionsgemeinschaften. Neben öffentlich-rechtlich anerkannten Religionsgemeinschaften (evangelisch-reformierte Landeskirchen, römisch-katholische Kirche, „einige jüdische Gemeinschaften und vereinzelt die christkatholische [altkatholische] Kirche“) stehen die dem Privatrecht unterworfenen anderen Religionsgemeinschaften, die in „wenigen Kantonen ,öffentlich anerkannt‘ sind. Die Anerkennung des Islam ist in den Kantonen politisch umstritten.
Der Historiker und Heimatforscher Dr. Hermann Terhalle, auf den die Dr. Hermann & Margret Terhalle Stiftung zurückgeht, engagiert sich seit Jahrzehnten in der Erforschung und Aufarbeitung der Geschichte Vredens, einer Stadt im westlichen Münsterland. Er ist Mitbegründer und -herausgeber der seit 1973 erscheinenden Schriftenreihe „Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde“, deren 100. Band Ende 2020 veröffentlicht werden konnte. Sein Beitrag „Wallfahrten im Westmünsterland“ erweitert die inzwischen aus 12 Beiträgen bestehende HdR-Abteilung über „heilige Orte“ (I – 23).
Dr. Michael Coors, außerordentlicher Professor für theologische Ethik an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich und Leiter des dortigen Instituts für Sozialethik am interdisziplinären Ethik-Zentrum der Universität, diskutiert „Ethische Positionen zur Sterbehilfe in den Weltreligionen: Ein Vergleich aus evangelisch-theologischer Perspektive“, wobei es um so unterschiedliche Formen wie Tötung auf Verlangen, Hilfe zur Selbsttötung, Therapien am Lebensende, Sterbenlassen geht. Ein Fazit: „Keine der Religionen insistiert dabei auf den Erhalt des menschlichen Lebens um jeden Preis“.
Unser HdR-Facheditor PD Dr. Rainer Neu thematisiert „Religion in der Kunsttheorie der Frühromantik (Wilhelm Wackenroder und Ludwig Tieck)“. Die beiden einstigen Schulfreunde aus Berlin, die im Sommer 1793 Wanderungen durch das Frankenland unternahmen, setzten sich für eine Rehabilitation der Fantasie, Kunst und Religion ein. Neu stellt ausführlich Wackenroders Theorie der drei Sprachen vor (Sprache der Worte, Natur, Kunst).
Die Spezialistin für Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte und Religionspädagogik am Seminar für Praktische Theologie und Religionspädagogik, die Akademische Rätin Dr. Yauhenia Danilovich, befasst sich mit „Mehrsprachigkeit und religiöse Bildung“. Während die Zahlen der Mitglieder der kleineren Konfessio0nen und des Islams in Deutschland ansteigen, verstärkt sich der Trend zur Konfessionslosigkeit und geht einher mit steigender sprachlicher Heterogenität. Am Beispiel der Orthodoxen Kirche beleuchtet die Autorin „verschiedene Aspekte der Intersektion von Sprache und Religion“, gibt Hinweise für einen „sprachsensiblen Religionsunterricht“.