Die 71. HdR-Ergänzungslieferung enthält einen Beitrag unseres Bahai-Facheditors Dr. Sasha Dehghani über die als Märtyrerin gestorbene Perserin Ṭáhirih Qurratu’l-ʿAyn (1817–1852). Sie war eine führende Persönlichkeit des Babismus, Vorkämpferin der Frauenrechte in Iran, Dichterin und Religionsgelehrtin. In Europa kannte sie die Fachwelt bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, doch dann verblasste ihre Erinnerung. Orientalisten und Orientalistinnen wie Annemarie Schimmel und Frauenaktivistinnen beschäftigten sich mit ihrem Leben.
Dr. Jan Felix Engelhardt, bis Ende 2021 Geschäftsführer an der AIWG (Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft, Goethe-Universität Frankfurt am Main) und jetzt beim Wissenschaftsrat in Köln tätig, präsentiert einen Überblick über die inzwischen mehr als ein Dutzend Institute in Deutschland, Österreich und der Schweiz für „Islamisch-theologische Studien im deutschsprachigen Raum“, analysiert deren spannungsreiche Beziehung zwischen islamischen Organisationen und universitären Instituten.
In seinem Beitrag „Evangelische Kirche und Dialog mit dem Islam“ zeichnet Oberkirchenrat Dr. Detlef Görrig, seit 2013 Referent für Interreligiösen Dialog im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover, die geschichtliche Entwicklung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seit Mitte des 20. Jahrhunderts nach. Darüber hinaus thematisiert er die für den Dialog wichtigen Themen: Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, institutionalisierte Seelsorge, Friedensarbeit, Einsatz für Umwelt und Nachhaltigkeit und stellt wichtige Akteure und Organisationen im nationalen, bilateralen und multilateralen interreligiösen Dialog vor.
Der an der Frankfurter Goethe-Universität tätige Dozent für Religionswissenschaften, Dr. Fritz Huth, Spezialist u. a. für Neue Religiöse Bewegungen, beschäftigt sich in seinem Beitrag über „Bhagwan Shree Rajneesh“ mit dessen Persönlichkeit, seinen Lehren und Therapie-Gruppen sowie mit der Neo-Sannyas-Bewegung. Diese betreibt bis heute in Deutschland und weltweit Meditations- und Therapie-Zentren. Ergänzend zu Huths Beitrag vermittelt der Aufsatz von Dr. Joachim Süss aus dem Jahr 2010 weiterhin wertvolle zusätzliche Erkenntnisse.
Dr. Mirjam Iseli promovierte an der Universität Bern über die Entstehung und Auflösung der Schweizer Jaina-Gemeinschaft. Iseli arbeitet als Lehrerin für das Fach Ethik, Religionen und Gemeinschaft auf der gymnasialen Oberstufe. Ihr Beitrag „Jainas in der Schweiz“ analysiert die „Ursachen und Prozesse, die zur Bildung einer Jaina-Gemeinschaft“ und deren Auflösung führten.
Dr. Elisabeth Naurath, Professorin für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts am Institut für Evangelische Theologie, Universität Augsburg, ist Leiterin des Friedenspädagogischen Zentrums mit Lernwerkstatt sowie Sprecherin der Forschungsstelle Interreligiöse Bildung ihrer Universität. Seit 2021 ist sie Vorsitzende von Religions for Peace (RfP) Deutschland sowie Mitglied im Vorstand (Board) von Religions for Peace (RfP) Europa. Ihr Beitrag „Friedenspädagogik und interreligiöse Bildung“ behandelt „Frieden als gemeinsames Grundthema von Religionen […] und begründet Chancen einer Friedenspädagogik im religiösen Rahmen. Die Frage, wie Impulse einer lebensbegleitenden interreligiösen Bildung – im schulischen und außerschulischen Kontext – als Friedensbildung konstruktiv vorangebracht werden können, leitet den Artikel.“
Der Leipziger Professor für Praktische Theologie, Dr. Peter Zimmerling, stellt in seinem Beitrag „Mystisches Dreigestirn“ Dag Hammarskjöld, Dietrich Bonhoeffer und Dorothee Sölle als Vertreterinnen und Vertreter einer „Mystik der offenen Augen“ vor. Ihr von der Mystik geprägtes „Glaubensverständnis ist untrennbar verknüpft mit einer Orientierung am Nächsten“.
Dr. Germo Zimmermann, Professor für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Jugendarbeit, CVJM-Hochschule Kassel, Leiter des Instituts für Erlebnispädagogik und Prorektor, verfasst zusammen mit den an derselben Hochschule tätigen Religions- und Gemeindepädagogen, Tim Heinze, sowie der Referentin der Hochschulleitung, Kirsten Kretzschmar, den Grundlagenartikel über „Christlicher Verein junger Menschen (CVJM)“, „weltweit größte christlich-ökumenische, überparochiale, ehrenamtliche Jugendorganisation“, die „nach eigenen Angaben jährlich 60 Millionen junge Menschen in über 120 Ländern (erreicht)“.