Der Fokus der EL 73 liegt im Bereich des Christentums. Die am (evangelischen) Seminar für Praktische Theologie und Religionspädagogik lehrende Akademische Rätin, Dr. Yauheniya Danilovich, präsentiert eine Übersicht über „Orthodoxe akademische Theologie in Deutschland“. Nach einer kurzen Einführung in die Situation der orthodoxen Kirchen hierzulande thematisiert sie den augenblicklichen Stand sowie den weiteren Bedarf an orthodoxer Theologie in universitären Kontexten mit besonderer Berücksichtigung der Ausbildung der Religionslehrkräfte.
Pfarrer Michael Müller analysiert die seit der Jahrtausendwende weltweit entstandenen „Gebetshäuser“ – Orte an denen Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam beten können. Ausgehend von dem International House of Prayer in Kansas City (1999) entstanden zahlreiche Gebetshäuser, u.a. die in Freiburg und Augsburg. Neben den für Besucherinnen und Besucher offenen ein- oder zweistündigen Gebetszeiten treten die Gebetshäuser vorwiegend durch Konferenzen und Vortragsabende in Erscheinung.
Der an der Internationalen Hochschule Liebenzell als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Kirchengeschichte tätige Dr. Eduard Ferderer analysiert die Evangelisch-lutherischen Brüdergemeinschaften der Deutschen aus Russland. Die Entstehung und Entwicklung dieser russlanddeutschen Glaubensgemeinschaft hängt „eng mit der Geschichte der sog. Aussiedler bzw. Spätaussiedler aus der ehem. Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ zusammen.
Zwei Beiträge dieser EL stammen aus dem Bereich der Religionspädagogik. Dr. Vera Uppenkamp, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Evangelische Theologie der Universität Paderborn, thematisiert „Armutssensibilität im inklusiven Religionsunterricht“. Die Autorin reflektiert religionspädagogisch die Auswirkungen der Kinderarmut auf Bildungschancen. Sie ermittelt „anhand des Konzepts der Inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt (InReV) und des Ansatzes der Aufgeklärten Heterogenität mit Blick auf die sozioökonomische Dimension von Vielfalt Herausforderungen für den religionspädagogischen Inklusionsdiskurs.“
Diversitätskompetenz als Erziehungsziel (religions-)pädagogischen Handelns für gegenwärtiges und zukünftiges Leben entwirft die evangelische Religionspädagogin Prof. Dr. Marion Keuchen, Dozentin am Pädagogisch Theologischen Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland, in ihrem Beitrag „Religionspädagogische Medien zur Förderung von Religionssensibilität als Diversitätskompetenz. Jesus war Jude und eine Person of Color”. Dieser Aufsatz „greift Religionssensibilität als Beitrag zur Bildung von Diversitätskompetenz auf und zeigt anhand von Text- und Bilderwelten im religionsdidaktischen Medium Kinderbibel, auf welche Weise diese eine Pädagogik der Vielfalt hemmen oder unterstützen können. Die Abbildung von fremden/anderen Religionen in Text- und Bilderwelten von christlichen Kinderbibeln werden in den Fokus genommen und gefragt, wie Multireligiosität und Diversität durch reflektierte didaktische Zugänge ins Bewusstsein gerückt werden können.“
Unser HdR-Facheditor Prof. Dr. Franz Winter legt einen Überblick über die äußerst heterogenen „Hindu-Religionen in Österreich“ vor. „Neben Hindus, die durch ethnische und sprachliche Anbindung und der damit einhergehenden Sozialisierung ihre Religion kennenlernen, ist ein sehr buntes Feld von Gemeinschaften zu thematisieren, die sich dem Hindu-Kontext zurechnen, aber zumeist jüngeren Entstehungsdatums sind und zuweilen eine hohe Attraktivität für Personen entwickelten, die nicht ethnisch mit dem südasiatischen Kontext verbunden sind.“
Die an der Universität von Chicago promovierte, 20 Jahre in Deutschland (Universität Marburg), inzwischen in Kanada (Downtown Toronto/ St. George) tätige Religions- und Umweltspezialistin Carrie Dohe (Spezialgebiete: Environmental Humanities, Health & Wellbeing, Social & Environmental Justice, Worldviews & Beliefs) thematisiert die Frage „Schützen die Religionen die Natur zusammen? Wie ein interreligiöses Projekt für biologische Vielfalt in Deutschland Religion und Naturschutz ändert“. Ihr Beitrag konzentriert sich auf das 2017-2021 von der DFG geförderte „Religionen-für-biologische-Vielfalt-Projekt“.