Ergänzungslieferung 81
Ein großer Teil der Beiträge beschäftigt sich mit religionspädagogischen Themen. Von unserer Fachgebietseditorin für Katholische Religionspädagogik, Frau PD Dr. Maike Maria Domsel, stammt der Beitrag „Zum Konnex von Konfessionalität und spirituell-religiöser Pluralitätskompetenz – Potenziale der Komparativen Theologie für einen zukunftsfähigen Religionsunterricht“. Die Autorin geht der nur für oberflächliches Denken leicht zu beantwortenden Frage nach, „ob Konfessionalität und die Fähigkeit im Umgang mit religiöser Vielfalt miteinander vereinbar sind oder ob eine konfessionelle Ausrichtung die Offenheit für andere spirituelle Ansätze einschränkt.“ Von religionskundlicher Sicht werden solche Fragen heute als irrelevant ausgeklammert. Bei der Vermittlung von Religion(en) habe Neutralität zu herrschen und die Theologie kein Wörtchen mitzusprechen. Doch gibt es hier so mancherlei zu diskutieren; denn, so sei einmal die These formuliert, selbst in einem nicht-konfessionellen Religionskundeunterricht bedarf es der emischen (theologischen) Perspektive, um Wahrheits- und Wertfragen nicht einfach auszuklammern. Domsel unterstreicht die Bedeutung der Komparativen Theologie, „um eine mögliche Verbindung zwischen Konfessionalität und spirituell-religiöser Pluralitätskompetenz zu eruieren.“ In ihrem zweiten Beitrag, zusammen verfasst mit dem katholischen Theologen Maurice Steffens, über „Compassion und (Katholische) Religionspädagogik“ wird die Bedeutung der Compassion angesichts der Grundprinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) herausgearbeitet. Anhand von drei Praxisbeispielen zeigen die Autoren, „wie die Aporie zwischen ökologischen Gegenwartsanliegen und erlebter Handlungsunfähigkeit überwunden werden könnte.“
Tobias Balle, Promotionsstudent im Fach Katholische Religionspädagogik am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Katechetik (Universität Freiburg), legt in seinem Aufsatz „Stolpersteine Deutschland: Eine App zum Gedenken an Menschen, die niemals vergessen werden dürfen – Nutzung in religionspädagogischen Kontexten“ dar, „wie mit Stolpersteinen Erinnerungslernen im Religionsunterricht umgesetzt werden kann und wie Stolpersteine-Apps dabei helfen können.“ Dabei greift der Autor auch Kritikpunkte an dem Lebenswerk des Stolpersteine-Künstlers Gunter Demnig auf.
Zwei Beiträge von Wolfgang Ilg, Professor für Jugendarbeit/Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, beschäftigen sich mit Konfirmandenunterricht/Konfirmandenarbeit in Deutschland bzw. in Europa. Was die Situation in Deutschland betrifft, so sind immerhin 80% der Jugendlichen konfirmiert, obwohl die Quote kontinuierlich sinkt. Ilg argumentiert auf der Grundlage dreier bundesweiter Studien zur Konfi-Arbeit in Deutschland (zuletzt 2021/22). Diese zeigen, „wie dieses Arbeitsfeld sich in der Corona-Zeit verändert hat, unter anderem mit der Aufnahme digitaler Arbeitsformen. Deutlich wird, dass für die Jugendlichen vor allem Gemeinschaftsaspekte im Vordergrund stehen, dazu gehören beispielsweise Konfi-Freizeiten bzw. -Camps sowie die Mitarbeit durch Ehrenamtliche“. Auch Ilgs Beitrag über Europa beruht auf einer empirischen Studie, die das „Arbeitsfeld in neun europäischen Ländern im Konfi-Jahr 2021/22“ untersucht und an denen folgende Länder beteiligt waren: Dänemark, Deutschland, Finnland, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz, Ungarn.
Der HdR-Mitherausgeber Martin Rötting leistet für die Historiographie der Religionswissenschaft Innovatives. Sein Beitrag über den in der Geschichtsschreibung der Religionswissenschaft vergessenen ersten Professor an der Universität Salzburg mit einem Auftrag für Religionsphilosophie und Religionsgeschichte, Matthias Vereno (1922–2009), stellt eine höchst bemerkenswerte, schillernde Persönlichkeit vor, deren Spektrum Religionswissenschaftler, Mönch, Priester, Pilger, Swami umfasst. Vereno war Schriftleiter der bekannten Fachzeitschrift „Kairos. Zeitschrift für Religionswissenschaft und Theologie“, bekleidete das Amt des Hochschulprofessors in Salzburg und gründete einen Ashram in Indien und Salzburg. Auch als Schauspieler und Regisseur machte er sich einen Namen.
Udo Tworuschka zeichnet die Hauptetappen des Umgangs mit Religionen im christlichen Religionsunterricht von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart nach.
Zwei Rezensionen von Maike Maria Domsel über Publikationen von Bert Roebben und Grümme/Pirner runden diese EL 81 ab.
Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass Dr. Alexander-Kenneth Nagel (Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt sozialwissenschaftliche Religionsforschung am Institut für Soziologie der Georg-August-Universität Göttingen) zum Kreis der Fachgebiets-Editoren hinzugetreten ist. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören: Sozialwissenschaftliche Religionsforschung; Migration, Pluralisierung und Religionskontakt; Religiöse Migrantenorganisationen; Endzeitvorstellungen/Apokalyptik in modernen Gesellschaften. Wir wünschen ihm ein gutes „HdR-Händchen“!
Die HdR-Herausgeber