Armutssensibilität im inklusiven Religionsunterricht
Vielfalt als Bereicherung gilt als ein Leitmotiv von Inklusion und ist normativ geprägt von der Vorstellung egalitärer Differenz, nach der unterschiedliche Menschen gleichberechtigt in pädagogischen Kontexten interagieren. Vielfalt wird hierbei positiv besetzt und als gewünschter Zustand beworben. Dass ein solches Verständnis von Vielfalt den Erfahrungen und Lebensrealitäten einiger Schülerinnen und Schüler nicht entspricht, wurde bereits und besonders im Zusammenhang mit sozioökonomischer Vielfalt kritisiert. Das Verständnis von Vielfalt als Bereicherung im Zusammenhang mit Kinderarmut läuft Gefahr, Leiderfahrungen zu bagatellisieren und zur Legitimation struktureller Ungerechtigkeiten beizutragen. Was in Bezug auf andere, insbesondere horizontal verstandene Differenzen als Narrativ schlüssig und empowernd wirkt, gerät auf der Ebene als vertikal bezeichneter Differenz an eine Grenze. Daher stellt sich die Frage, wie armutssensibel mit dem Vielfaltsbegriff im religionspädagogischen Inklusionsdiskurs umgegangen werden kann und welche religionsdidaktischen Konsequenzen sich daraus ableiten lassen.
Kinderarmut im Kontext des Religionsunterrichts
Im religionspädagogischen Diskurs wird Kinderarmut sowohl in der Diskussion zur fachspezifischen Verantwortung für Bildungsgerechtigkeit als auch im Zusammenhang mit Inklusion in der Regel nicht als isoliertes Phänomen, sondern intersektional betrachtet, also in der macht- und herrschaftskritischen Analyse mehrerer sozialer Kategorien in ihren Wechselwirkungen. Der soziale Status dient dabei als interdependente Kategorie, um soziale Ungleichheiten im Kontext religiöser Bildung zu analysieren.
Vera Uppenkamp betrachtet in ihrem Beitrag Kinderarmut im Kontext des Religionsunterrichts und analysiert, wie Vielfalt in den konzeptionellen Ansätzen Inklusiver Religionspädagogik der Vielfalt und Aufgeklärter Heterogenität verstanden wird, um herauszustellen, welche inklusionsbezogenen Herausforderungen mit einer armutssensiblen Perspektive einhergehen.