Martin Rosowski
Praxis kirchlicher Männerarbeit im Kontext der historischen und kulturellen Entwicklung von Geschlechterkonstruktionen
Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich mit einem Praxisfeld kirchlichen Handelns, das sich einer bewusst geschlechtsspezifischen Perspektive bedient: der Männerarbeit. Es soll geklärt werden, worum es sich bei diesem traditionellen Themenfeld handelt, wie es historisch gewachsen ist und welche Relevanz ihm in einem modernen gesellschaftlichen Diskurs über die Konstruktionen der Geschlechter zukommt. Der Schwerpunkt der Darstellung wird auf Arbeitsformen in den katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland liegen, da hier die Entwicklung dieser spezifischen Arbeit am stärksten ausgeprägt ist. Vergleichend wird dabei immer wieder auch exemplarisch Bezug genommen auf die Rolle von Männern in anderen religiösen Glaubensformen. Es wird dabei gezeigt, dass eine empirisch belegbare Wechselwirkung zwischen Geschlecht und Religion existiert, die allerdings vorrangig durch die (auch religiöse) Konstruktion von Geschlechterrollen begründet ist. Offensichtlich zeichnet viele Männer eine deutliche Distanz zu institutionalisierten Formen der Religion aus, und sie entwickeln daher spezifische Formen spiritueller Ressourcen. Kirchliche Männerarbeit reagiert darauf mit dem entsprechenden Angebot an Formaten und Räumen. Sie begleitet Männer auf ihrem Weg durch die sich ständig wandelnde Lebenswirklichkeit. Daher wird sich Männerarbeit immer in dreifacher Anwaltschaft verstehen müssen: für die Männer und ihre spirituellen Bedürfnisse, für den Dialog zwischen Männern und religiöser Institution sowie für eine Anknüpfungsfähigkeit sich wandelnder Ausprägungen von Männlichkeit an den Diskurs über Geschlechtergerechtigkeit in Religion, Kirche und Gesellschaft.
Geschlecht, Männlichkeiten, Genderdiskurs, Geschlechtergerechtigkeit, Religiosität, Spiritualität, Geschlechtsspezifik, Männerarbeit, ökumenisch-interreligiöser Vergleich, Praxisformen kirchlicher Männerarbeit
Practice of church work for men in the context of the historical and cultural development of gender constructions
Summary
The article deals with a practical field of church action that makes use of a consciously gender-specific perspective: Men’s Work. The aim is to clarify what this traditional topic is, how it has grown historically and what relevance it has in a modern social discourse about the constructions of gender. The focus of the presentation will be on forms of work in the Catholic and Protestant churches in Germany, as this is where the development of this specific work is most pronounced. By way of comparison, reference is repeatedly made to the role of men in other religious forms of belief. It is shown that there is an empirically verifiable interaction between gender and religion, which, however, is primarily based on the (also religious) construction of gender roles. Obviously, many men are marked by a clear distance from institutionalized forms of religion and they therefore develop specific forms of spiritual resources. Church Men’s Work reacts to this with the appropriate range of formats and spaces. It accompanies men on their way through the constantly changing realities of life. For this reason, Men’s Work will always have to be understood in triple advocacy: for men and their spiritual needs, for the dialogue between men and religious institutions and for the ability of changing kinds of masculinity to connect to the discourse on gender equality in religion, church and society.
Gender, masculinity, gender discourse, gender equality, religiosity, spirituality, gender specifics, men’s work, ecumenical-interreligious comparison, practice of church men’s work.
72. Ergänzungslieferung / 2022 / Gliederungs-Nr.: II – 2.2.6