Sikhs in Österreich

Handbuch der Religionen, X. Sikhismus - Inhaltsübersicht

Martina Rennhofer

Sikhs in Österreich

Zusammenfassung

Der Beginn der sikhistischen Migrationsbewegung nach Österreich lässt sich auf die 1980er-Jahre datieren. Hierfür werden vor allem wirtschaftliche Gründe angegeben, und es lässt sich eine vorwiegende Niederlassung erster Sikhs in österreichischen Ballungszentren – insbesondere Wien – feststellen. Aktuell (Stand Dezember 2017) geht der Integrationsbeauftragte, Pressesprecher und Obmann der sikhistischen Gemeinde in Wien, Herr Gursharan Mangat Singh, von rund 12.000 Sikhs in Österreich aus. Der Großteil davon lebt in Wien, gefolgt von Linz, Salzburg, Graz und Klagenfurt. In jeder der Städte befindet sich zumindest ein Gurdwara („Tor zum Guru“), das Gebets- und Versammlungszentrum der Sikhs. Da die Sikhs in Österreich (noch) keine anerkannte Religionsgemeinschaft darstellen, sind sie als Vereine organisiert. Im öffentlichen Interesse standen Sikhs insbesondere aufgrund des tödlichen Anschlages auf zwei Priester (Granthi) der Ravidassia-Sikh 2009 im Gurdwara in der Pelzgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk. Das Attentat zeigte Auswirkungen bis nach Indien, wo Anhänger der beiden Gurus demonstrierten, Straßen blockierten und Autos zerstörten. Ravidassia gelten als eigene Gruppierung unter Sikhs und unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Verehrung der Gurus und einiger Glaubensüberzeugungen von den „orthodoxen“ Sikhs. Neben dem öffentlichen Feiern diverser Feste (z. B. Baisakhi) standen Sikhs ebenso während der Flüchtlingskrise 2015 in der Öffentlichkeit, als die Wiener Sikh-Gemeinde am Hauptbahnhof täglich mehrere warme Mahlzeiten an die Flüchtlinge verteilte. Speziell das äußere Erscheinungsbild der Sikhs birgt in Österreich (und weiteren westlichen Ländern) nach wie vor einige Probleme. Zum einen verhindern oder erschweren Kleidungsvorschriften die Ausübung mancher Berufe, zum anderen werden vor allem sikhistische Männer aufgrund ihrer Turbane und langen Bärte oft mit radikalen Muslimen verwechselt, sind daher immer wieder groben Anfeindungen ausgesetzt. Als hilfreicher Schritt hierfür – sowie für die Anerkennung als Religionsgemeinschaft in Österreich – kann eine vermehrte Aufklärung der österreichischen Gesellschaft über den Sikhismus gesehen werden (z. B. durch Medienberichte, interreligiöse/interkulturelle Projekte/Veranstaltungen usw.)

Sikhismus, Sikhs in Österreich, Ravidassia Sikhs, Flüchtlinge, Kleidung

Summary

Sikh migration to Austria started mainly for economic reasons around the 1980´s. The first Sikhs settled down in areas of high population density like Vienna. According to Mr. Gursharan Mangat Singh, media spokesman and chairman of the Sikh population in Vienna, around 12.000 Sikhs are currently living in Austria (December 2017). The majority of Austrian Sikhs is living in Vienna, followed by Linz, Salzburg, Graz and Klagenfurt. At least one Gurdwara (“Gate to the Guru”) – the assembly and prayer centre for Sikhs – can be found in each of these cities. Although Sikhs are not an approved religious association in Austria yet, they are constituted as a registered association in Austria though. In 2009 Sikhs were paid attention to by the public because of a lethal attack on two Sikh priests (“Granthis”) of the Ravidassia Sikh in one of the Gurdwaras in Vienna. India massively reacted to this incident where one priest died by blocking roads, damaging cars as well as followers of these two priests demonstrated in public. Ravidassia Sikhs are a particular group (community) within the Sikhs who distinguishes themselves from “orthodox Sikhs” especially in worshipping the Gurus as well as with regard to various religious beliefs. Not only Sikhs have been in the spotlight when celebrating certain festivals like Baisakhi in public but even more so Sikhs hit the headlines because of their support of refugees during the great refugee crisis in 2015. Especially their look frequently still causes some problems for Sikhs in Austria (and other western countries). A certain dress code or dress regulations often make it impossible for Sikhs to get employed in certain professions as well as particularly Sikh men are easily mistaken to be radical muslims because of their turbans and long beards. A necessary step towards no longer being mistaken for someone else as well as for the proper approval as a religious body in Austria would mean providing proper, unbiased information to all sections of the Austrian population.

Sikhism, Sikhs in Austria, Ravidassia Sikhs, Refugees, Dress regulations

57. Ergänzungslieferung / 2018 / Gliederungs-Nr.: X – 2

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